Neues und Historisches

Von der Betriebswohnung zur Künstlerheimat in Hettenshausen

Von der Betriebswohnung zur Künstlerheimat in Hettenshausen

i 6. Januar von U. Beyer

Die ehemalige Hallermühle in Hettenshausen - gut sichtbar am südlichen Ortsrand - gehörte nach dem Zweiten Weltkrieg Asko von Kemnitz. Er war von 1945 bis 1960 Bürgermeister von Hettenshausen und kümmerte sich nach dem Krieg um Menschen, die eine Unterkunft brauchten. Deshalb baute er in Sichtweite seiner Mühle an der Hauptstraße ein Wohnhaus mit drei Betriebswohnungen für seine Angestellten. Es wurde 1951 fertiggestellt und existiert noch heute, ebenso wie die Baupläne von der Pfaffenhofener Firma Thaller. Der schlichte, verputzte Ziegelbau mit Satteldach ohne Dachüberstand entspricht ziemlich genau dem traditionellen ländlichen hallertauer Baustil; dazu gehören auch die freundlichen, von Fensterläden geschützten Sprossenfenstern. Nur die Haustür befindet sich an der Giebelseite statt in der Mitte der Längsfront.

Die ersten Mieter waren die Familien Seifert und Strobl. Seifert war der Mühlenverwalter. Er stammte aus Ostdeutschland, wo er eine eigene Mühle hatte, die er aber aus politischen Gründen nicht mehr betreiben durfte. Wie auch alle Landwirte war er vom sozialistischen Regime entschädigungslos enteignet worden. In den anderen beiden Wohnungen lebten zwei Generationen Strobl. Der Jüngere war LKW-Fahrer bei von Kemnitz, erinnert sich die heutige Besitzerin. Am längsten blieb die Witwe des jüngeren in diesem Haus. Sie arbeitete als Gemeindeschreiberin ebenfalls für Asko von Kemnitz, der ja Bürgermeister war.

Schon 1953 wurde das Haus verkauft, wobei die Seiferts nebenan ein Eigenheim bezogen, während die Strobls noch viele Jahre blieben. Der Käufer, Max Ruckhäberle, stammte aus Heidenheim an der Brenz. Er war Eisengießer und konnte wegen dieser schweren Arbeit schon mit 50 in Rente gehen. Gerne hätte er das Haus in Heidenheim, in dem er zur Miete lebte, gekauft, doch der Eigentümer machte nicht mit. Zornig suchte Ruckhäberle über einen Makler anderswo ein Haus und so erfuhr er von dem noch recht neuen, großen Gebäude in Hettenshausen. Der Makler holte ihn und seine Gattin in Pfaffenhofen vom Bahnhof ab. Während der Fahrt pries er das Haus und seine günstige Lage in so hohen Tönen an, dass Frau Ruckhäberle den Eindruck hatte, sie könne von dort leicht zu Fuß nach Pfaffenhofen zum Einkaufen gehen. Also wurde das Haus gekauft.

In den 1960-er Jahren zog aus schulischen Gründen der Enkel Joachim zu seinen Großeltern nach Hettenshausen, um von dort für die letzten Jahre bis zum Abitur täglich mit dem Zug nach München ins Gymnasium zu pendeln. Auf diesem Schulweg lernte er Bärbel Rutsch kennen, die er 1969 heiratete. Nach dem Tod der Großmutter zogen die beiden mit ihren Kindern in das geräumige Gebäude, in dem Bärbel noch heute lebt.
Interessant ist, dass Max Ruckhäberle sich u. a. künstlerisch betätigte, und zwar als Kupferstecher. Er hat seine künstlerische Ader offenbar an seinen Urenkel Christoph vererbt, der als namhafter Künstler bekannt ist. Zahlreiche Bilder von ihm zieren die Wände der Erdgeschosswohnung.

Über die Mühle berichtete der Heimatforscher Reinhard Haiplik 2022 im PK und hier auf dieser Homepage unter „Heimatgeschichte“: Schicksal einer Mühle in Hettenshausen.

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