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Spuren Pfaffenhofener Vorfahren - von Archäologen freigelegt Spuren Pfaffenhofener Vorfahren - von Archäologen freigelegt

Spuren Pfaffenhofener Vorfahren - von Archäologen freigelegt

i 25. September 2018 von U. Beyer

Wenn in Pfaffenhofen irgendwo Ausgrabungen stattfinden, recken viele Passanten neugierig die Hälse, um zu sehen, was zum Vorschein kommt. Nur selten erlauben Grundstücksbesitzer und Archäologen Führungen auf ihrem Grabungsgelände. Deshalb freuten sich gut 20 Pfaffenhofener über die Gelegenheit, sich vor Ort in der Baugrube von Peter Fuchs in der Münchener Straße 6 zu informieren, auch wenn kein Schatzfund zu erwarten war.

Auch hier ergaben die Grabungen neue Erkenntnisse, zum Beispiel, dass der Stadtgraben zumindest an dieser Stelle nicht - wie bisher angenommen, dauerhaft mit Wasser gefüllt war, nur zeitweise durch starke Regenfälle oder Ilmhochwasser. So sagt die Grabungsleiterin Alexandra Völter von der Firma Arch-Bau bei der Führung für den Heimat- und Kulturkreis. Es wurde hinuntergegraben bis zum Grund, d. h. bis zum Kies aus der Eiszeit.
Wahrscheinlich befand sich hier ein sogenannter Zwinger, der zwischen Mauer und Wassergraben lag, wie Heinrich Streidl in seiner Stadtgeschichte angibt (1). Die Stadtmauer befand sich noch hinter den Ziegeln am nördlichen Grabungsrand, die von der letzten Bebauung stammen. Die Pfosten der Grabenbefestigung an der Stadtmauer sind im feuchten Erdreich weitgehend zerfallen und haben nur dunkle Stellen hinterlassen.
Der Fund von Schlacke legt nahe, dass sich in der Nähe einmal eine Schmiede befand, noch bevor die ersten Schmieden hier durch Dokumente belegt sind. Gleich zwei sind nachweisbar: Eine Nagelschmiede am ehemaligen Münchener Tor, heute Münchener Str. 3, direkt gegenüber der Grabungsstätte, und eine Huf- und Waffenschmiede am Ort der Schmiede in der Schulstraße 2, dem Nachbargrundstück, die schon lange stillgelegt war und vor wenigen Jahren abgerissen wurde (2). Wegen der Brandgefahr mussten Schmieden außerhalb der Stadtmauer liegen, was die gegenwärtigen Grabungsfunde belegen.

Ganz ungewöhnlich und fast anrührend sind die Fußspuren von Pfaffenhofener Vorfahren aus der Zeit um 1500: Hier sind Erwachsene, Kinder und Tiere kreuz und quer über den feuchten, lehmigen Boden gestapft und haben ihre Eindrücke hinterlassen. Danach haben sie sich mit Sand gefüllt und sich auf diese Weise sichtbar erhalten: die Abdrücke von Hundepfoten, Schuhen, nackten Zehen und Kinderfüßchen.

Der Stadtgraben wurde schon kurz nach 1500 aufgegeben und stand zunächst offen. Durch wirkungsvollere Waffen verlor die Stadtmauer nach dem 30-Jährigen Krieg (1618 - 1648) ihre Bedeutung und wurde bis auf Reste abgetragen. Das davorliegende Areal wurde aufgefüllt, als Gartenland benutzt bzw. ab der Mitte des 17. Jahrhunderts bebaut.
Unter den aufgefundenen Scherben aus dieser Zeit befand sich auch Glas, der Hals eines grünlichen Fläschchens z. B., aber kein Fensterglas, das sich die Bewohner dieser Häuser offenbar nicht leisten konnten. Ein brisanter Fund, der vor Beginn der Bauphase nicht bekannt werden sollte, war etwas ziemlich schweres, das aussah wie ein verfaulter Apfel. Es handelte sich um eine Handgranate aus dem 30-jährigen Krieg, die bald nach dem Auffinden ordnungsgemäß vernichtet wurde.

Die Grabungsbefunde werden in minutiösen Zeichnungen auf Millimeterpapier festgehalten, richtige Kunstwerke, zu schade, um in irgendeinem Archiv zu verschwinden. Deshalb bemühte sich der Heimat- und Kulturkreis erfolgreich um eine Ausstellung, die die Archäologin Alexandra Völter in Zusammenarbeit mit der Stadt Pfaffenhofen zusammenstellte.
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1) Streidl, Heinrich: Stadt Pfaffenhofen a. d. Ilm. Ein Heimatbuch. Pfaffenhofen 1980², S. 22
2) Streidl, Heinrich: Häuserchronik der Stadt Pfaffenhofen a.d.Ilm. Pfaffenhofen 1982, S. 172 und S. 190

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