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Häusergeschichten: Brautradition und eine Gruselgeschichte

Häusergeschichten: Brautradition und eine Gruselgeschichte

i 12. Dezember 2019 von U. Beyer

Der Stegerbräu, Ingolstädter Str. 13

13 Brauereien für knapp 2000 Einwohner besaß Pfaffenhofen im 16. und 17. Jahrhundert. Dazu gehörte auch der Stegerbräu, erbaut kurz nach Vollendung der Stadtmauer. Das vielfach übersehene Doppelwappen aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts ist das älteste Wappen der Stadt. Noch 1936 bestand hier eine eigenständige Brauerei, bis sie an die Brauhaus Pfaffenhofen AG verkauft wurde.

Das stadtbildprägende Baudenkmal hat altes, landwirtschaftliches Gepräge: Auffällig ist der hohe, dreistöckige Dachboden für die Lagerung von Getreide und wahrscheinlich auch Hopfen. Wer genau hinsieht, stellt fest, dass die imposante Giebelfassade unsymmetrisch ist, weil z. B. die Ladeluken nicht in der Mitte liegen.

Im Lauf der Geschichte hat das Gasthaus so einiges erlebt. Zum Schmunzeln ist z. B. die Notiz in Heinrich Streidls Häuserchronik von Pfaffenhofen, dass um das Jahr 1600 der damalige Eigentümer zweimal mit einer Geldstrafe belegt wurde, weil er die Sperrstunde nicht eingehalten hatte bzw. seine Gäste in einer Samstagnacht um Bier spielen ließ.

Erst viel später bekam der Stegerbräu seinen heutigen Namen, als 1755 ein Josef Steger das Anwesen kaufte. 100 Jahre lang blieb es dann in der Familie.

Schauplatz geschichtlicher Entwicklungen wurde der Stegerbräu im aus-gehenden 19. Jahrhundert. Da fanden hier turbulente Partei- und Wahlkampfveranstaltungen statt, die die Pfaffenhofener beunruhigten. So berichtete im Juni 1893 das Bezirksamtsblatt von einer "Wühlerversammlung" (sic!) beim Stegerbräu, was noch empörte Leserbriefe auslöste, die vor den "Agitatoren" warnten.

Eine wahre Gruselgeschichte wird bei manchen Stadtführungen erzählt, die sich am 15. März 1908 abgespielt hat: Ein Gast bestellt Weißwürste und zieht dazu sein eigenes, blutiges Messer hervor. Auf die erstaunte Frage der Kellnerin antwortet er: „Ja mei, woaßt, do hob i grod a Sau obgschlacht!" Damit gibt sich die Kellnerin nicht zufrieden sondern sie informiert die Polizei. Es stellt sich heraus, dass der Gast kurz zuvor in einem nahen Waldstück seine schwangere Verlobte erstochen hat. Er wird zu lebenslänglicher Haft verurteilt und kommt ins Zuchthaus nach Straubing. Doch nach 20 Jahren wird er wegen guter Führung entlassen. In seiner Heimat kann er allerdings nicht mehr Fuß fassen und kehrt schließlich freiwillig ins Zuchthaus zurück.

Seitdem hat sich nichts ernsthaft Aufregendes mehr im Stegerbräu ereignet. Der Wechsel von Gastwirten auf diesem Anwesen ist nichts Ungewöhnliches. Bleibt zu hoffen, dass uns dieses geschichtsträchtige Baudenkmal noch lange erhalten bleibt und die Gäste zufrieden sind.

Text: U. Beyer, Nov. 2018
Fotos: U. Beyer
Quellen:
- Heinrich Streidl: Häuserchronik der Stadt Pfaffenhofen a. d. Ilm. W. Ludwig
Verlag Pfaffenhofen 1982 (Seite 241 - 242)
- Bayerischer Denkmal-Atlas des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege:
http://geoportal.bayern.de/bayernatlas (4. 11. 2018)
- https://www.pfaffenhofen.de/stegerbraeu/ (4. 11. 2018)
- https://www.stadtfuehrungen-pfaffenhofen.de/kuriositaeten/11-blutige-
brotzeit.html#!L__wenbrunnen1_Stegerbr__u (4. 11. 2018)

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