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Archäologisches Rätsel

Archäologisches Rätsel

i 12. November von U. Beyer

Dieses Kinderskelett wurde 2009 bei Ausgrabungen vor dem Kirchturm der Pfaffenhofener Stadtpfarrkirche - nur wenige Zentimeter unter dem Gehsteigpflaster - gefunden, denn hier lag bis 1792 ein Friedhof.

Da das Skelett nicht sofort geborgen wurde und zeitweise der Witterung ausgesetzt war, wurde der Kopf beschädigt und ging verloren. Der Rest wurde in ein Gipsbett gegossen, um das schon brüchige Skelett im Ganzen bergen zu können, als „Blockbergung“ sozusagen. Es war beabsichtigt, durch eine Untersuchung die Todesursache herauszufinden.
Bevor das geschah, lag das Kinderskelett jahrelang im benachbarten Mesnerhaus, dem geschlossenen Heimatmuseum, und geriet in Vergessenheit. Weil das Museum aufgelöst und das Haus geräumt werden soll, musste auch mit diesen menschlichen Überresten etwas geschehen.

Die zuständige Behörde wurde kontaktiert und am 12. 11. 2025 kamen zwei Archäologinnen vom Anthropologischen Institut nach Pfaffenhofen, um das Skelett zu vermessen, die Ergebnisse zu dokumentieren und dabei das Alter des Kindes festzustellen. Dabei werden Knochenlängen und Wachstumsfugen abgemessen. Da leider der Schädel und damit die Zähne fehlen, ergab sich nur eine ungefähre Schätzung des Kindesalters zwischen 6 und 9 Jahren. Die Vermessung des Beckens ergab, dass es sich um ein Mädchen gehandelt hat. All die Ergebnisse wurden auf einem Formular festgehalten.

Ohne Schädel und Zähne lässt sich auch die Todesursache schlechter feststellen. Aber eine längere, schwere Infektion wie z. B. ein Geschwür oder eine Lungenentzündung wirkt sich auf die Knochen aus. Andere Krankheiten lassen sich an einer Knochenuntersuchung nicht mehr nachweisen.

Da das Anthropologische Institut keine komplette Blockbergung annimmt, mussten die schon brüchigen Knochen aus dem verfestigten Erdreich gelöst werden, was überwiegend nur kleine Stückchen ergab. Diese wurde in Plastiktüten gesteckt und beschriftet, z. B. ob sie vom rechten oder linken Fuß kamen. An den Bruchstücken lässt sich natürlich auch nicht mehr feststellen, ob das Kind durch einen Unfall ums Leben kam.

Die Untersuchungsergebnisse werden schriftlich festgehalten und an die für Pfaffenhofen zuständige Archäologin übermittelt. Die Knochen verschwinden in der archäologischen Staatssammlung in München.

Schade, dass das Schicksal des Mädchens trotz all der Mühe im Dunkeln bleibt.

Text und Foto: Ursula Beyer

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