Neues und Historisches

Häusergeschichten: Ein Pfaffenhofener Schützenkönig und sein Geschäftshaus

Häusergeschichten: Ein Pfaffenhofener Schützenkönig und sein Geschäftshaus

i 19. Dezember 2019 von U. Beyer

Ingolstädter Straße 20

Im Jahr 2015 fand Pfaffenhofens Stadtarchivar Andreas Sauer im Internet eine Schützenscheibe aus Pfaffenhofen. (Sie befindet sich jetzt im Besitz des Heimat- und Kulturkreises Pfaffenhofen a. d. Ilm e. V.) Es handelt sich um die Original-Sieger-Schützenscheibe vom Preisschießen auf der Pfaffenhofener Gewerbeschau des Jahres 1921. Bemalt hat sie Konrad Schneider aus Vohburg. Die 16 Einschusslöcher gruppieren sich um das Ziel, nämlich das Zentrum des Handwerkssymbols: Zahnrad mit Hammer.
Die Gewerbeschau sollte nach dem Ersten Weltkrieg die wiedergewonnene Leistungsstärke der heimischen Wirtschaft darstellen. Auf dem Begleitprogramm stand ein Preisschießen, ausgerichtet von der Königlich Privilegierten Feuerschützengesellschaft Pfaffenhofen, die auch den Sieger hervorbrachte. Wie die Beschriftung der Scheibe zeigt, wurde sie von der Stadt Pfaffenhofen gestiftet und schließlich als Siegespreis errungen von Xaver König.
Wer war dieser Xaver König? Er war ein bekannter Pfaffenhofener Meisterschütze und Geschäftsmann aus der Ingolstädter Straße. Nach der Häuserchronik des Heimatforschers und Lehrers Heinrich Streidl wurde das Haus 1830 erbaut. 1881 kaufte es der Kaufmann Xaver König. Das historische Foto zeigt ihn mit seiner Gattin Johanna und anderen vor seinem Geschäft (Mitte).

Es war ein Kolonialwarenladen mit Lebensmitteln und anderen Waren für den täglichen Bedarf. Das runde Schild über dem Eingang ist ein Salinen-Emblem. Es besagte, dass das Geschäft Salz lagern und natürlich verkaufen durfte. Auch Seife wurde im Hause hergestellt. Daneben hatte Xaver König das Recht, Schnaps zu brennen.
1912 übernahm das Haus sein Sohn Franz Xaver mit seiner Gattin Elisabeth (geborene Seiler). Dieser Franz Xaver König war wohl der Schützenmeister von 1921.

1939 hinterließ er das Anwesen seiner Witwe Elisabeth, die wiederum 1962 an ihren Sohn Xaver übergab. Nach einigen Jahren wurde das Geschäft aufgegeben und der Laden vermietet. Xaver König starb 1988 und hinterließ das Haus seiner Witwe Elsa. Diese lebt noch heute darin und kümmert sich trotz ihres hohen Alters noch selbst um alles. Sie räumt z. B. im Winter vorschriftsmäßig morgens noch vor sieben Uhr den Schnee vom Bürgersteig. Das Gebäude steht zwar nicht unter Denkmalschutz, hat aber seinen wesentlichen Charakter behalten. Es hat Geschichte und erfreut das Auge.

Fotos: U. Beyer bzw. aus dem Fundus von Elsa König
Text: U. Beyer, Nov. 2018

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